Samstag, 3. Januar 2015

Avifauna Germanica VIIII: Regenpfeiferartige (Charadriiformes) II

Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)

Die Schnepfenvögel sind eine große Familie von Vögeln, die häufig mit mehr oder weniger langen Schnäbeln und Beinen Nahrung am Ufer verschiedener Gewässer suchen. Wieder stammen alle Beobachtungen, sofern nicht anders erwähnt, aus Spiekeroog.

Steinwälzer (Arenaria interpres)
Steinwälzer (Arenaria interpres)
Steinwälzer sind treffend benannt, denn sie suchen ihre Nahrung indem sie mit dem kurzen Schnabel Steine oder Treibgut umdrehen und nach kleinen Tieren darunter schnappen. Sie sind meistens in kleinen Trupps unterwegs und gehören zu den Vogelarten, die wir sowohl auf Spiekeroog als auch in Mexiko gesehen haben. An beiden Stellen kommt er vor allem als Überwinterungsgast vor.

Sanderling (Calidris alba)

Sanderling (Calidris alba)
Einer der putzigsten Strandvögel und einer der kleinsten Schnepfenvögel ist der ebenfalls in der Arktis brütende und bei uns überwinternde Sanderling. Er fällt neben seiner geringen Größe durch das außerhalb der Brutzeit sehr helle Gefieder auf. Auch hier beschreibt der Name gut die Nahrungssuche, denn der Sanderling stochert am Strand im feuchten Sand nach kleinen Wirbellosen.


Alpenstrandläufer (Calidris alpina)
Alpenstrandläufer (Calidris alpina)
Dieser weitere kleiner Strandläufer, der im Prachtkleid durch die schwarze Brust auffällt hat einen etwas irreführenden Namen, denn er brütet zwar in den skandinavischen Bergen, aber nicht in den Alpen. An unsere Strände kommt er vor allem im Winter in großen Zahlen und zieht dann auch teilweise ins Inland. So habe ich neben den großen Schwärmen in Spiekeroog auch rastende Tiere in Waghäusel beobachten können. Auf dem Bild sind Tiere mit kräftig braunem Rücken und schwarzem Bauch und solche mit schwächerer Färbung im Übergang zum Schlichtkleid zu sehen.

Knutts zwischen Alpenstrandläufern
Knutt (Calidris canutus)
Auch wenn sie zwischen den Alpenstrandläufern groß und massig wirken, sind Knutts nur etwa amselgroß. Der im Bild linke Vogel hat noch einen Teil der rötlichen Brust des Brutgefieders, während der rechte schon das Schlichtkleid zeigt. Knutts fressen vor allem Muscheln und Schnecken, die sie komplett schlucken. Die bei uns auftauchenden Knutts brüten in Westsibirien und ziehen von dort bis Nordafrika, wobei das Wattenmeer eine wichtige Raststation darstellt.

Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea)
Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea)
Der Sichelstrandläufer ist dem Alpenstandläufer sehr ähnlich, hat aber einen gebogeneren Schnabel, längere Beine und im Prachtkleid eine rote Brust. Auch er brütet in Nordrussland und zieht über Mitteleuropa bis nach Westafrika.
Bei der Tour mit den "Vogelzivis" auf Spiekeroog haben wir einen Sichelstrandläufer mit noch eindeutig rostroter Brust gesehen, der allerdings zu weit weg zum fotografieren war. Der auf dem Bild stakste am Hafen durch den Matsch, aber da Alpenstrandläufer sehr ähnlich sind und auch in der Schnabelkrümmung recht variabel, bin ich nicht 100%ig sicher, dass er wirklich ein Sichelstrandläufer ist...

Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica)


Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica)
Die Pfuhlschnepfe hat einen langen, leicht nach oben gebogenen Schnabel, mittellange Beine und im Brutkleid einen kräftig roten Bauch. Sie waten durch das sich bei Ebbe zurückziehende Wasser oder durch Sumpfland und puhlen dort ihre Beute mit dem langen Schnabel aus dem Schlamm.
Die bei uns überwinternden Tiere stammen aus Skandinavien und haben damit einen relativ bescheidenen Zugweg hinter sich. Die Tiere aus Ostrussland und Alaska fliegen aber bis Neuseeland und legen dabei teilweise über 11.000 km non-stop zurück - der längste bisher beobachtete non-Stop-Flug irgendeines Vogels!


Große Brachvogel mit Austernfischer
Großer Brachvogel (Numenius arquata)
Unser größter Watvogel hat ohne Frage einen der beeindruckendsten Schnäbel. Ihre Größe und ihr langer Schnabel verschaffen ihnen bei den anderen Vögeln im Watt offensichtlich einiges an Respekt! Sie sind außergewöhnlich gut darin, sich vor Denise zu verstecken, denn auf Spiekeroog war fast jedesmal, wenn ich nochmal alleine am Hafen war einer dort unterwegs, aber nie, wenn wir zusammen dort waren - zum Happyend hat sich dann aber immerhin noch einer bei der Rückfahrt gezeigt.
In Mitteleuropa ist der Große Brachvogel als Brutvogel im Inland selten geworden, da ihm die moderne Landwirtschaft die geeigneten Brutflächen nimmt, so dass die Vögel, die wir hier sehen, meist aus Nordeuropa hierher- oder durchgezogen sind.

Regenbrachvogel (Numenius phaeopus)
Regenbrachvogel (Numenius phaeopus)
Der Regenbrachvogel ähnelt dem großen Brachvoge, ist aber etwas kleiner, hat aber einen kürzeren Schnabel und eine schwarze Kappe auf der Kopfmitte, was ihn ein bischen fies aussehen lässt.  Das Tier auf dem Bild kam gerade angeflogen, um einem Artgenossen mit dem langen Schnabel zu drohen und diesen von einer anscheinend vielversprechenden Schlickfläche zu vertreiben. Regenbrachvögel kommen bei uns nur als regelmäßiger Durchzügler vor.

Bruchwasserläufer (Tringa glareola)

Bruchwasserläufer (Tringa glareola) 
Waldwasserläufer (Tringa ochropus)
Waldwasserläufer (Tringa ochropus)
Zwei weitere Durchzügler aus dem hohen Norden, die aber eher an sumpfigen Süßgewässern vorkommen, sind der Bruchwasserläufer und der Waldwasserläufer. Sie gehören zu den kleineren Wasserläufern der Gattung Tringa und der Bruchwasserläufer ist im Vergleich zum Waldwasserläufer deutlich heller. Sie waten durch das flache Wasser oder laufen mit ihren langen Zehen über schwimmende Wasserpflanzen und sucht so nach Beute.
Gesehen habe ich beide in Waghäusel.

Grünschenkel (Tringa nebularia)

Grünschenkel (Tringa nebularia)
Der relativ große und langbeinige Grünschenkel kann in deutlich tieferem Wasser Nahrung suchen als die anderen Wasserläufer. Er stapft dabei sehr lebhaft hin und her und schnappt schnell zu, sobald er etwas zuschnappenswertes entdeckt.
Grünschenkel haben ein großes Verbreitungsgebiet, von Schottland bis Ostsibirien und überwintern in Südostasien, West- und Südeuropa oder Afrika. Sie sind bei uns am häufigsten an der Küste, während des Zugas aber auch immer wieder im Inland zu beobachten. So sind sie mir auch jeweils auf Spiekeroog und im Herbst in Waghäusel begegnet.


Rotschenkel (Tringa totanus)
Rotschenkel (Tringa totanus)
Und jetzt kräftig ziehen!
Etwas kleiner und dunkler als der Grünschenkel, mit roten Schenkeln, kommt der Rotschenkel an Küsten und an wenigen Stellen an Binnengewässern vor und war auf Spiekeroog neben dem Alpenstrandläufer der häufigste Watvogel. Im Herbst sind mir auch ein paar in Waghäusel begegnet. Der Vogel auf dem Bild hatte etwas mit dem Schlamm zu kämpfen, ist aber wieder gut heraus gekommen!

So, das war es für heute. Nächstes mal schließen wir die Ordnung mit den Regenpfeifern und Austernfischern ab und wenn ihr ganz brav seid, hänge ich vielleicht noch die Kuckucke und Segler mit dran.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen