Mittwoch, 21. Januar 2015

Avifauna Germanica XIIII: Singvögel II - Meisen, Lerchen, Schwalben und Schwanzmeisen

Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)

Familie: Meisen (Paridae)

Blaumeise (Cyanistes caeruleus)
Blaumeise (Cyanistes caeruleus)
Die Blaumeise ist eine relativ kleine, zierliche Meise mit hellblauen Flügeln und einer hellblauen Kappe auf dem Kopf, wobei junge Meisen noch blasser, fast grau wirken. Anzutreffen ist sie fast überall, wo es Büsche oder Bäume gibt, in denen sie Insekten fangen kann oder wo sie im Winter Bucheckern oder Meisenknödel findet. Blaumeisen sind die geschicktesten Kletterer unter unseren Meisen und hängen oft in den abenteuerlichsten Posen an dünnen Zweigen, um Blattläuse oder andere Kleininsekten abzusammeln. Gegenüber anderen Vögeln sind sie erstaunlich frech und können so zum Beispiel am Futterhäuschen recht dominant auftreten, solange keine Kohlmeisen, Amseln oder Eichelhäher dazukommen. Ihre Rufe sind meist ein hohes "zizizi".

Kohlmeise (Parus major)
Kohlmeise (Parus major)
Die Kohlmeise ist unsere größte und häufigste Meise und dominiert in gemischten Trupps und an der Futterstelle über alle kleineren Vögel. Im Frühjahr ist ihr charakteristisches, wiederholtes "zizidää" fast überall zu hören, im restlichen Jahr hört man vor allem ihre schnarrenden Warnrufe, wenn ein Mitglied eines Trupps eine Katze oder einen Spaziergänger entdeckt hat. Kohlmeisen zeigen einen enormen Erfindungsreichtum beim Erschließen neuer Nahrungsquellen, so haben sie in England gelernt, die Aluminiumfolieverschlüsse von Milchkannen zu öffnen, benutzen teilweise Nadeln zum Stochern nach Insektenlarven und erlegen gelegentlich im Winter sogar andere kleine Vögel.

Weidenmeise (Poecile montana)
Weidenmeise (Poecile montana)
Obwohl sie ebenfalls häufig ist, ist die Weiden- oder Mönchsmeise scheuer und stärker an dichter bewaldete Gebiete gebunden und so schwerer zu beobachten und zu fotografieren. Sie ist am häufigsten in Auwäldern, also in Gewässernähe anzutreffen und ist an ihrer dunkle Kappe, ein helles Feld im Flügel und einen relativ breiten schwarzen Fleck unter dem Schnabel erkennbar. Sie ruft im Frühjahr "zizidädädä". Weidenmeisen sind mir im Wald bei Schriesheim, am Neckar in Heidelberg und in Waghäusel begegnet.

Sumpfmeise (Poecile palustris)
Sumpfmeise (Poecile palustris)
Die Sumpfmeise ist der Weidenmeise sehr ähnlich, hat allerdings kein helles Flügelfeld und einen deutlich schmaleren schwarzen Felck unter dem Schnabel, so dass sie zusammen mit dem dunklen Scheitel ein bischen wie ein ehemaliger deutscher Diktator aussieht, nur unendlich putziger...
Sumpfmeisen kommen zwar auch in Wassernähe vor, sind aber in trockenen Wäldern mindestens genauso häufig und kommen im Winter auch gelegentlich an Futterstellen, wenn die Blau- und Kohlmeisen sie denn lassen. Das Foto ist trotzdem von einem feuchten Standort und zwar vom Neckar in Heidelberg.

Familie: Lerchen (Alaudidae)

Feldlerche (Alauda arvensis)
Feldlerche (Alauda arvensis)
Die Feldlerche ist ein häufiger Vogel, gehört aber als Bodenbrütern zu den Vogelarten die bei uns als Folge intensivierter Landwirtschaft im Bestand stark zurückgegangen sind (um etwa 30% in den letzten 30 Jahren. Sie lebt in offenem, relativ trockenem Gelände und fällt besonders in der ersten Jahreshälfte durch den Singflug der Männchen auf - eine Kombination von zwei anstrengenden Tätigkeiten, die den meisten Menschen schon einzeln schwer fallen! Dabei steigen die Sänger in kleiner werdenden Spiralen bis auf etwa 60 Meter Höhe und singen bis zu einer Viertelstunde in einer Mischung aus Trillern und melodischen Elementen.
Feldlerche trifft man in offenen Gebieten an, die genug dauerhafte Deckung am Boden zum Brüten bieten. Das Bild stammt aus Spiekeroog.

Familie: Schwalben (Hirundinidae)

Mehlschwalbe (Delichon urbicum)
Mehlschwalbe (Delichon urbicum)
Die Mehlschwalbe ist bei uns ein Kulturfolger, der sein Lehmnest meist an der Außenseite von Gebäuden anbringt. Besonders häufig sind sie in Ortschaften in Gewässernähe anzutreffen, wo es für sie Mücken zu fangen gibt, Städte mit starker Luftverschmutzung meiden sie allerdings. Von der Rauchschwalbe ist sie durch die weiße Kehle und von der Uferschwalbe durch ein fehlendes dunkles Brustband unterscheidbar. Von hinten/oben ist auch der weiße Steiß auffällig. Sie rufen weit weniger schrill als Mauersegler wenn sie in schnellem Flug fliegende Kleininsekten jagen.
Mehlschwalben sind im Sommer häufig anzutreffen, das Bild stammt aus Stockstadt am Rhein.

Rauchschwalbe (Hirundo rusticus)
Rauchschwalbe (Hirundo rusticus)
Die Rauchschwalbe legt ihre Nester bevorzugt in Innenräumen wie Ställen oder Schuppen an, wobei ihr ein gekipptes Fenster reichen kann, um in ein Gebäude zu kommen. Sie ist leicht durch ihren bläulichen Rücken, die rote Kehle und die langen Schwanzspieße zu erkennen. Sie jagen oft bodennäher als Mehlschwalben.
In Heidelberg lassen sich Rauchschwalben am besten im Sommer am Wehrsteg über dem Neckar oder über den Feldern bei Handschuhsheim beobachten, das Bild mit den sitzenden Schwalben stammt vom Umweltzentrum Wittbülten in Spiekeroog. Außerdem gehört die Rauchschwalbe zu den Vogelarten, denen wir sowohl in Deutschland als auch in Mexiko begegnet sind.
Rauchschwalben (Hirundo rusticus)







 

Familie: Schwanzmeisen (Aegithalidae)

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)
Als letzten Vogel für heute,möchte ich Euch noch einen der meiner Meinung nach niedlichsten bei uns vorkommenden Vögel vorstellen: Die Schwanzmeise. Dieses unverwechselte Vögelchen bewohnt lichte Mischwälder und Parks und ist häufig in kleinen Trupps unterwegs. Sie gehört zu den wenigen Vögeln die sich das ganze Jahr über überwiegend von Insekten ernähren, aber nicht in den Süden ziehen.
Schwanzmeisen bauen ein kugeliges, dicht geflochtenes und of mit Flechten getarntes Nest.
Beide Bilder stammen vom Heidelberger Bergfriedhof.

So, das waren eine ganze Menge Vögel für heute! Nächstes Mal schauen wir uns Grasmücken und Zaunkönige an und vielleicht noch ein paar besonders gute Kletterer...

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