Mittwoch, 28. Januar 2015

Avifauna Germanica XVI: Sperlingsvögel IIII - Goldhähnchen, Stare und Fliegenschnäpper

Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)

Familie: Goldhähnchen (Regulidae)

Sommergoldhähnchen
Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapilla)
Das Sommergoldhähnchen ist einer unserer kleinsten Vögel und würde mit dem kräftigen weißen Überaugenstreif streng wirken, wäre es nicht so winzig. Der lateinische Artname "ignicapilla" (Feuerkäppchen) weist auf den bei Weibchen gelben, bei Männchen orangen Scheitelstreif hin, der auf dem Bild leider nicht zu sehen ist. In Südwestdeutschland sind sie ganzjährig in Mischwäldern, Parks und Gärten anzutreffen, wo sie auf der Suche nach Insekten von Zweig zu Zweig hüpfen und ein hohes und leises "sisisi" von sich geben. Weiter im Norden ziehen sie im Winter Richtung Südwesten.


Wintergoldhähnchen
Wintergoldhähnchen (Regulus regulus)
Das Wintergoldhähnchen ist unser kleinster Vogel und ganzjährig an Nadelbäumen zu finden, wo es die Unterseite der Zweige nach winzigen Insekten und deren Larven absucht. Ihm fehlen der schwarze Augen- und weiße Überaugenstreif des Sommergoldhähnchens und der Schetielstreif ist weniger auffällig, dafür ist das Äuglein von einem etwas helleren Ring umgeben. Sein "sisisisisi" ist so hell und leise, dass man es leicht überhört. Da ihr Bestand stark schwankt, trifft man in manchen Jahren viele und in anderen wenige Wintergoldhähnchen - im Winter 2014/15 waren sie in Heidelberg und der Umgebung fast überall anzutreffen, wo eine Fichte steht - auch wenn nur aufmerksame Beobachter sie bemertkt haben.

Familie: Stare (Sturnidae)

Star (
Star im Prachtkleid
Sturnus vulgaris)
Star im Schlichtkleid
Der Star gehört zu unseren bekanntsten Vögeln, was sicher auch daran liegt, dass Stare außerhalb der Brutzeit meist in großen, oft lärmenden Gruppen unterwegs sind. Für den menschlichen Betrachter erscheinen Stare ungewöhnlicher Weise im weißgefleckten Schlichtkleid außerhalb der Brutzeit auffälliger als im glänzend schwarzen Prachtkleid. Tatsächlich entsteht das Prachtkleid durch Abwetzen der hellen Federspitzen des Schlichtkleids.
In Nordamerika wurden Stare 1890 im Central Park in New York ausgesetzt, um den Amerikanern den Genuß aller Vögel, die bei Shakespear erwähnt werden, zu ermöglichen. Heute breiten sie sich massiv aus und werden meist als Plage betrachtet...

Familie: Fliegenschnäpper (Muscicapidae)

Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Rotkehlchen (Jungvogel)
Das unverkennbare erwachsene Rotkehlchen erkennt wohl fast jeder, viel unauffälliger sind dagegen die dunkelbraunen gescheckten Jungvögel. Rotkehlchen sind melodische und abwechslungsreiche Sänger, die vor allem abends zu hören sind. Ursprünglich ein eher scheuer Waldvogel sind Rotkehlchen heute in allen Parks und Gärten anzutreffen und zeigen wenig Scheu vor Menschen.

Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca)
Trauerschnäpper (Weibchen)

Trauerschnäpper sind nach der dunkelbraunen bis pechschwarzen Rückenfärbung der Männchen benannt. Als Höhlenbrüter ist er besonders in Wäldern oder in Gärten und Parks mit Nistkästen anzutreffen und gehört dabei zu den Vogelarten, die am meisten vom Aufhängen von Nistkästen profitiert. Das Bild ist aus dem Bergfriedhof in Heidelberg. Trauerschnäpper jagen vorbeifliegende Insekten von einer Warte aus, was auch den Namen "Schnäpper" erklärt. Sie fliegen den Insekten dabei sehr geschickt nach und können sogar chaotisch hin- und herflatternden Tagfalter erfolgreich einfangen.
Bei uns sind Trauerschnäpper nur vom Frühjahr bis zum Herbst anzutreffen, den Winter verbringen sie im tropischen Afrika.


Grauschnäpper (Muscicapa striata)
Grauschnäpper (Muscicapa striata)
Das auffälligste Merkmal des ansonsten sehr unauffälligen Grauschnäppers ist der gestreifte Scheitel. Auch die helle Brust weist eine feine Längsstrichelung auf. Sie jagen ähnlich wie die Trauerschnäpper, bevorzugen aber höhere Warten, so dass sie vor allem dort vorkommen, wo es hohe Bäume gibt - oder Gebäude, denn von denen aus lässt sich auch gut jagen. Auch der Grauschnäpper überwintert im tropischen Afrika.
Das Bild stammt aus dem Neuenheimer Feld, wo diesen Sommer eine Familie Grauschnäpper zwischen den Gebäuden der Chemie und dem DKFZ unterwegs war und dabei oft genauso interessiert an dem Menschen mit der Kamera zu sein schien wie umgekehrt.


Steinschmätzer (Weibchen)
Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe)
Steinschmätzer (Männchen)
Steinschmätzer besiedeln offene, karge, oft steinige Landschaften, häufig im Gebirge oder an Küsten. Begegnet sind wir ihnen recht zahlreich auf Spiekeroog und ab und zu in den Weinbergen bei Rohrbach. In Deutschland ist er insgesamt aber sehr selten und gilt als vom Aussterben bedroht. Im Prachtkleid sind die Männchen noch deutlich kontrastreicher gefärbt, als das Tier im Bild.
Auch sie ziehen im Winter nach Afrika.


Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
Hausrotschwanz (Weibchen)
Hausrotschwanz (Männchen)
Der Hausrotschwanz war ursprünglich ein Gebirgsvogel, kommt heute aber auch häufig im Tiefland und dabei oft in Siedlungen vor - bei meinem Vater haben sie sogar einmal auf der Toilette gebrütet, nehmen aber inzwischen auch mit einem Brutkasten vor dem Fenster Vorlieb.
Einzelne Hausrotschwänze überwintern im Südwesten sogar bei uns, die meisten ziehen aber in den Mittelmeerraum oder nach Nordafrika.

Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
Gartenrotschwanz
Der Gartenrotschwanz benötigt zum Brüten alte Bäume und ist daher eher in Parks und Gartenanlagen anzutreffen und weniger tief in Ortschaften als der Hausrotschwanz. Das Männchen gehört mit der prächtig orangeroten Brust, dem roten Schwanz, schwarzer Maske und grauem Scheitel zu den auffälligsten Vögeln hierzulande. Ihre Nahrung suchen sie vor allem am Boden.
Im Gegensatz zum Hausrotschwanz ziehen Gartenrotschwänze weiter nach Afrika südlich der Sahara und verlassen Mitteleropa dabei schon ab Mitte Juli. Wahrscheinlich sind verschlechterte Bedingungen in den Überwinterungsgebieten, wie vermehrter Pestizideinsatz die Gründe dafür, dass die Bestände der Gartenrotschwänze abnehmen, so dass die Art in Deutschland inzwischen auf der Vorwarnliste steht.

Und damit wären wir für heute am Ende angekommen. Nächstes Mal schauen wir uns die Drosseln, Braunellen und Sperlinge an - und dort begegnen uns die zwei häufigsten Gartenvögel. Na, wer möchte einen Tipp abgeben?

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